Artikel, p.s. Zeitung

Den Wolf im Griff

Vorab: Grüne Kolumnisten an sich haben keine Ahnung, weder von Wölfen noch von der Natur. Sie sind meist städtische, also realitätsfremde, sesselfurzende Schreibtischtäter und sollten daher die Wolfsdebatte den Expert:innen in den alpinen Kantonen und dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) sowie Albert «Wolfi» Rösti überlassen. Seien Sie also gewarnt.

Der Wolf an sich weiss nicht, was eine Landesgrenze ist, und wenn er es weiss, dann ist es ihm schnuppe. Er überschreitet sie unwissentlich, aber nach gewissen Naturgesetzen, so wie die Regenwolken das tun, weil sie von Hochs und Tiefs, also Physik, ins Wallis oder ins Maggiatal getrieben werden. In fast allen unseren Nachbarländern leben ein Siech voll Wolfsrudel, (ausser komischerweise in Österreich). In Italien sind es etwa 150, in Deutschland 130 und in Frankreich um die 80. In der Schweiz sind es nur 32. Davon hat Albert Rösti… ähm, also nicht er direkt, aber seine Jäger:innen, soeben mal 12 abgeknallt.
Wo keine Wölfe mehr leben, werden Wolfsreviere frei. Diese erstrecken sich, und jetzt müssen Sie sehr tapfer sein beim Weiterlesen, auch über Landesgrenzen hinweg. Wenn wir also in der Schweiz Wölfe abknallen, kann es sein, dass sofort der erste Absatz in Kraft tritt und Wolfsrudel aller Länder im Dichtestress sich in Bewegung setzen. Quasi Wolfsphysik. Oder Masseneinwanderung, wie Sie wollen.

Wölfe ernähren sich zu 98 Prozent von Wildtieren, Bündner Jäger:innen allerhöchstens zu 2 Prozent. Trotzdem, und obschon genau genommen also keine einzige Bündner Jägerin (Walliser, Urner, Berner etc. immer mitgemeint) existenziell vom Wild abhängig ist, jagen sie solches und nehmen damit dem Wolf und der Wölfin und den Wölfchen ihre Nahrung weg. Die nehmen dafür hin und wieder 1 Schaf als Ersatz. In Uri gerne auch 7 Geisslein. Erst kommt das Fressen und dann die Moral. Denn der Wolf an sich weiss nicht, dass Schafe keine Wildtiere sind und einem Menschen gehören, der dann stinksauer ist, wenn sich der Wolf, weil er Hunger hat und kein Gämschi findet, sein Schaf gekrallt hat. Ja, der Wolf in seiner unendlichen Unwissenheit weiss nicht einmal, dass dem Bauern jedes gekrallte Schaf entschädigt wird, so dass ausser Unannehmlichkeiten kein Schaden entstanden ist. Aber natürlich ist der Wolf damit ein Kostenfaktor, und zwar in Summa ungefähr in der Grössenordnung eines halben Jahresgehaltes von Albert Rösti. Der Wolf an sich betrachtet sich übrigens selber nicht als Schaden. Das tut die Natur nie. Das tun nur das Bafu oder der Mensch.

Das Schaf an sich kommt auf den Alpweiden gar nicht zu Tode, aber wenn doch, dann durch Krankheit oder Unfall. Nur in ganz wenigen Fällen durch den Wolf. Aber das hat jetzt eigentlich weniger mit dem Wolf zu tun, sondern eher mit dem Schafhalter. Immer wieder kommt es dagegen vor, dass ein Zug oder ein Mercedes in eine Schafherde rasen und ein Massaker anrichten (Roadkill). Das hat dann keine Konsequenzen für den Wolf, und ich wüsste auch nichts von einer bundesrätlichen Abschussgenehmigung für Mercedesfahrende.

Gemäss der Berner Konvention, Anhang II, sind der Wolf, die Wölfin und die Wölfchen übrigens eine «streng geschützte» Art. Was man von Schafen nicht sagen kann. Und: Der Natur, ganz egal, wie sie daherkommt, ob als Wolf oder als autobahnwegspülender Regenfall, ist der Mensch egal. Zum Glück haben wir sie aber im Griff! Den Wolf und die Flüsse oder wie dieses Naturzeugs alles heisst, keine Ahnung.

Der Beitrag Den Wolf im Griff erschien zuerst auf P.S..

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