Artikel, p.s. Zeitung

Nachlese: Der Diensthund

Und auf geht’s! Sie haben sich mit guten Vorsätzen für 2018 gestärkt, wir DienerInnen des Volkes im Gemeinderat haben, noch im altem Jahr, die Kohle dafür bewilligt, vulgo Budget. In nämlichem Volke kursiert dazu die gänzlich fälschliche Meinung, dabei gehe es um Geld. Aber das stimmt nicht, es geht vorweg um Leistungen: Mit dem Budget wird dem Staat bewilligt, was er tun darf und was nicht. Wie zum Beispiel Strassen ohne Velowege planen oder die falschen Vorhänge aufhängen in den Schulzimmern. Wir scheuen uns dabei nicht, in die grässlichsten staatlichen Abgründe zu tauchen und – vor allem! – auf Details zu achten, sei es die Lebensdauer eines durchschnittlichen EWZ-Göppels, sei es das Rätsel, was der gemeine Diensthund bei der Stadtpolizei eigentlich so alles frisst. Dazu muss man zuerst mal Fragen stellen wie folgt:

 

«Die Trockenfutter-Monatspackung von Pedigree (Spezialmischung für Deutsche Schäferhunde) kostet Fr. 42.- (https://shop.fressnapf.ch/de/adult-deutscher-schaefer-15kg.html), und bei einer Ernährung mit Feuchtfutter sind bei Pedigree mit Kosten von rund 80 Franken zu rechnen. Ist es demnach möglich, dass Polizisten für das Futter (sowie die Abschreibung des Hundegitters, deren monatliche Kosten im tiefen zweistelligen Bereich liegen dürfte) bloss um die Fr. 100.- ausgeben, jedoch eine Pauschale von Fr. 500.- erhalten?» – Ja, so fragen wir uns alle bange, ist das wirklich menschenmöglich? Die Antwort lautet (und ich schwör bei allen heulenden Höllenhunden, ich hab kein einziges Wort erfunden):

 

«Die tatsächlichen Kosten für einen Diensthund gehen weit über den Aufwand für das tägliche Futter hinaus. Bei der Aus- und Weiterbildung wird der Diensthund u.a. mit Futter für seine Erfolge und Lernfortschritte belohnt. Weitere Futterrationen dienen der eigenen Beschäftigung und Zahnreinigung. Des Weiteren kann ein Arbeitshund, wie es der Diensthund darstellt, mit 15 kg Futter nicht genügend ernährt werden. Die Futtermenge wird durch verschiedene Faktoren bestimmt, wie zum Beispiel Bewegung (Leistung), Grösse (Gewicht) und die individuelle Futter-Verwertungseffizienz. Bei den Verpackungsangaben der Futterhersteller handelt es sich um Richtwerte von gegenüber Diensthunden wenig geforderten privaten Durchschnittshunden. […]

 

Weitere Kosten fallen auch für den erhöhten und regelmässigen Reinigungsbedarf des Privatfahrzeuges an, das der/die Hundeführer/in im Auftrage der Arbeitgeberin für den Arbeitsweg, die Hundeaus- und -weiterbildung sowie teilweise für die Ernstfalleinsätze verwenden müssen. Da die Hundeübungen zu jeder Jahreszeit und meistens auf dem Feld absolviert werden, sind Fahrzeuge, Hundeboxen, Trainings- und Einsatzmaterial sowie der Diensthund selber einer viel höheren Verschmutzung ausgesetzt, als es bei einem privat gehaltenen Hund der Fall ist. […]

 

Nicht zu vernachlässigen sind die aus der Abnutzung der Hundeboxen resultierenden Kosten sowie der Umstand, dass diese bei einem Fahrzeugwechsel oftmals ersetzt werden müssen, da sie nicht mehr ins neue Fahrzeug passen oder weil ein Nachfolgediensthund (Zweithund) angeschafft wird und folglich die Einzelbox durch eine grössere Boxkonstruktion ersetzt werden muss. […]»

So geht das mit dem Budget. Und weil uns die Antwort komplett überzeugt hat, haben wir das Futter für den Erst-, den Zweit-, den Nachfolge-, den Durchschnitts- und den Arbeitshund bewilligt. Mitsamt den restlichen rund 8800 Millionen Franken für alle anderen Zwei-bis-Vierbeiner. Denn Zürihünd sind Fründ. Peace!

 

Markus Kunz

Powered by WPeMatico

Facebook Twitter Email