Die Umweltverantwortungs-Initiative (UVI) der Jungen Grünen und ihrer Supporter:innen wird es schwer haben. Hauptsächlich, weil sie gar nicht ernst genommen wird. Die Vorlage wirft kaum Wellen. Kein Verband, der da mit dem üblichen Schäumchen vor dem Mund Arbeitsplatzverlust oder Weltuntergang androhen würde. Nein-Werbung ist kaum sichtbar. Undenkbar, dass die Schweizer Bevölkerung so etwas zustimmen sollte. Geschweige denn eine Mehrzahl der Kantone. – Selten war die Fallhöhe zwischen einem schlicht und einfach rationalen Anliegen und der Realität derart hoch. Auf der einen Seite die Bitte, nicht länger den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen. Nicht länger Löcher ins Boot zu schlagen, in dem wir alle schwimmen. Aufzuhören, die Natur übertölpeln zu wollen. Denn eine Lebensweise, welche die Kapazität von (je nach Rechnungsart) 2,5 oder mehr Planeten erfordern würde, ist global gar nicht möglich. In einfachen Worten: Nicht. Möglich. Das ist keine Ideologie, sondern Physik.
Auf der anderen Seite (nur ein Beispiel, aber wirkmächtig): Bauernchef Ritter im TV-Studio, der genüsslich ein halbes Dutzend sogenannter Entwicklungsländer in Afrika aufzählt und dann die Pointe serviert: Die würden allesamt die planetarischen Grenzen einhalten. Da hat er zwar die Lacher:innen auf seiner Seite und er meint gewiss auch noch, er habe damit tatsächlich argumentiert. Aber er entlarvt nur seine Unwissenheit, denn er spricht ja nichts anderes an als das mittlerweile schon gegen 50 Jahre alte Rätsel der nachhaltigen Entwicklung, nämlich wie wir die Gesellschaften dieser Welt ‹entwickeln› können, ohne dabei den Planeten zu zerstören. Funktionierende Antworten haben wir bisher kaum gefunden, aber eines ist sicher: Häme allein wird’s auch nicht richten.
Klar, die UVI kommt reichlich sperrig und etwas kopflastig daher, scheint uns nichts zu bringen ausser Ärger und erschreckt eher mit ihrem (notgedrungen) grossen Weltrettungs-Gestus, als dass sie wachrüttelt. Aber darum geht es nicht. Die Geringschätzung der Menschen hierzulande diesem existenziellen Thema gegenüber zeigt unsere Einschätzung der Lage. Während die Initiant:innen überzeugend und wissenschaftlich präzise nachweisen können, dass es 5 nach 12 ist und die Abhilfe daher radikal sein muss, nicht weil man provozieren will, sondern weil wir es mittlerweile soweit über den Rand des Abgrunds geschafft haben, dass die Vorderräder bereits im Leeren drehen, ist die Verdrängung, fast logischerweise, maximal. Ernst nehmen hiesse zumindest eine ausführliche gesellschaftliche Debatte über die Thematik, welche die Initiative anspricht. Was wir aber hören und lesen sind die üblichen Abwehrfloskeln, und die ganz Schlauen, wie unser Bundesrösti, graben sogar ihre fundierten Kenntnisse des Nachhaltigkeitsbegriffs hervor und sagen, was die Bürgerlichen immer sagen, wenn es um dieses Thema geht: Die Nachhaltigkeit habe drei Pfeiler, Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft, und Letztere werde bei der UVI nicht berücksichtigt. Das ist zwar gleich mehrfach falsch, tönt aber wie bei Ritter so, wie wenn es ein richtiges Argument wäre. Weitere Punkte dagegen hab ich übrigens nicht gehört. Wie denn auch: Ehrliche Argumente, wie «ich will weiter verschwenden, und der Rest der Welt ist mir scheissegal», wären ja nicht eben hilfreich. Ja, die UVI wird es schwer haben. Aber nicht wegen ihren Forderungen, sondern weil langsam gar niemand mehr darauf hoffen mag, noch Hoffnung zu haben.
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